Dazwischen
Group Show, 10.06. – 31.07.2011, Galerie Neu, Berlin
Lukas Duwenhögger, Nick Mauss, Birgit Megerle, Katharina Wulff, Amelie von Wulffen
Malen oder nicht malen – das ist hier die Antwort. Die "Group Show" umkreist das Medium Malerei, ohne ihm zu gefährlich nah zu treten. Amelie von Wulffen zeigt Malerei, aber Retro-Aquarelle, die sich in Form und Motiv von der Malerei abheben, die sich heute auf Kunstmessen verkauft. Lukas Duwenhögger malt, zeigt in der Ausstellung aber einen Film. Katharina Wulff malt, zeigt im Hauptraum der Ausstellung aber ein Glasfenster. Birgit Megerle malt, zeigt in der Ausstellung aber Kleider und Fotografien. Dieses Ausweichen in verwandte Nachbardisziplinen ist eine Antwort auf die zeitgenössische Kunstkritik, bei der sich die Lager (noch) so unterscheiden: Die politisch tendenziell konservativen Traditionalisten loben Malerei, während die politisch tendenziell linken Avantgardisten sie als rückwärtsgewandt verdammen. Die "Group Show" sucht einen Raum zwischen den Fronten.
Der angewandte Bereich – Kunsthandwerk, Illustration, Film – und die Nachbardisziplin Musik sind noch ein freier Raum, der bis jetzt weder von den Traditionalisten noch von den Avantgardisten vereinnahmt wurde. Diese Kunstformen erlauben andere Herangehensweisen und Ausdrucksmöglichkeiten als konzeptuelle Arbeitsweisen. Hier ist sowohl ein unmittelbarerer, intuitiver Zugang über Farbe und Form für Künstler und Rezipient möglich als auch ein intellektueller über die für eine heutige Kunstausstellung noch überraschende Form.
Beschreibung
Räume
Eingangsbereich, Hauptraum, Büro
Exponate
Hauptraum:
Nick Mauss
Vitrine direkt hinter dem Eingang zum Hauptraum mit
Gedichten. Die Gedichte stammen von der US-amerikanischen Malerin
Florine Stettheimer (1871-1944) und wurden in dem Buch "Crystal Flowers"
1949 veröffentlicht. Diese Gedichte ließ Nick Mauss von Freunden
vertonen. Auf der Vitrine liegt ein Laptop mit Kopfhörern.
Lukas Duwenhögger
Auf der linken schmalen Wand ist sein Film "From Cotton via Velvet to Tragedy" zu sehen, der schwule Identität thematisiert.
Katharina Wullf
Sie gestaltete das Fenster des Hauptraumes, in dem
sie die Technik des Glasfensters auf andere Materialien übertrug. Sie
verwendete Holz für die Umrisslinien. An das Holz befestigte sie farbige
Folien. Neben dem Fenster hängt links die Skizze dazu.
Birgit Megerle
Von ihr gestaltete Kleider hängen von der Decke im
Raum. Die Kleider wurden von ihr bemalt und besprüht. Die
Kleiderschnitte sind sehr einfach, ohne Falten oder andere Raffinessen,
hängen die Kleider fast so glatt und rechteckig dar wie eine Leinwand.
An der Wand dahinter hängen Fotos, die Menschen in unterschiedlichen
theatralischen Posen und narrativen Situationen zeigen.
Diese Fotos dienen Megerle als Motivvorlage für ihre Malerei. Die
Dokumentation ihrer Arbeiten, die die Galerie bereit stellte, beinhaltet
unter anderem die malerische Umsetzung eines der ausgestellten Fotos.
Megerle malt nach Fotografien, bei denen Freunde von ihr, sich in einer
Art Filmstill inszenieren, in dem sie in besonderer Kleidung und Haltung
posieren. (Vgl. Josef Strau: Untersuchung des Selbst. Über Birgit Megerle, in: Texte zur Kunst, März, 2010, 20. Jahrgang, Heft 77, S. 74 ff., vgl. insb. S. 76 f.)
Amelie von Wulffen
An der rechten Wand des Raumes hängen gerahmte
Aquarelle. Ihr Malstil entspricht illustrativer Graphik. Die Motive sind
unterschiedlich: Porträts, Landschaften, Phantastische Szenen. Amelie
von Wulffen hat sich auf Motive der 1950er Jahre bezogen, die sie in
Stil und Thematik in ihren Aquarellen aufgegriffen hat.
Vorraum:
Im Vorraum hängt ein Ölgemälde von Katharina Wulff, das in dunklen Farben den Stil der 1920er Jahre aufgreift.
Büro:
Hier hängt ein Gemälde von Birgit Megerle. Motiv ist das durch grafische Elemente verfremdete Porträt eines Mannes. Diese Bild ist die Einladungskarte der Ausstellung "A Different Person" im Badischen Kunstverein, Karlsruhe (21.04. – 19.06.2011) mit Enrico David, Nick Mauss, Birgit Megerle, Michele Di Menna, Josef Strau, Emily Wardill.