Dimension
ØYSTEIN AASAN, Solo-Show, 30.04. – 04.06.2011 (bis Ende Juni verlängert), PSM Gallery, Berlin
Die zeitgenössische Kunsttheorie fordert in der Regel von der Kunst, dass sie über ästhetische Fragestellungen hinaus geht und sich um gesellschaftliche Bezüge bemüht. Um 1920 waren ästhetische und gesellschaftliche Fragen nicht nur kein Gegensatz: Ästhetische Lösungen beförderten die gesellschaftliche Veränderung. Denn neue Architektur- und Designformen, die sich industriell fertigen ließen, verbesserten den Lebensstandard für die "Masse". Das moderne Design war eine Vision der demokratischen, durchlässigen Gesellschaft. Aasan belegt das zentrale Gittermotiv seiner Ausstellung mit fotografischen Quellen um die Klassische Moderne. Er dockt seine Installation an dieser Epoche an und visioniert ihr ästhetisches Funktionieren als gesellschaftliche Relevanz. Zumal die Vision von damals heute ästhetische Banalität ist (Hochhäuser, Baumarktprodukte).
Aasans Malerei ist mit dem Raum verbunden. Ihr Motiv "Gitterstrukturen" wiederholt sich in der Präsentation der Bilder auf Gitterwänden, den "Display Units", wie Aasan sie nennt. Diese erlauben den Blick durch ihre Gitter hindurch auf den ganzen Raum. Fasst man Gitter und Bilder als Formen und Linien auf, wird deutlich, dass Aasan die Malerei in die dritte Dimension überführt. Ein ästhetisches Kriterium der Malerei ist das Verhältnis von Linien und Formen zum Bildträger. Die Gitter und Bilder verhalten sich ähnlich zum Raum. Der Betrachter kann den Raum durchwandern und immer neue Ansichten erzeugen. Das Gittermotiv entlehnte Aasan verschiedenen Quellen um die Klassische Moderne, die er mit Fotografien auf einem Leporello präsentiert.
Beschreibung
Räume
Ein Raum mit Werkstattcharakter – kein Fenster, hohe Decke, mit Neonröhren beleuchtet.
Exponate
- Drei "Display Units" (Präsentationswände mit Gitterstruktur) stehen parallel im Raum in unterschiedlichen Höhen.
- 1 "Display Unit" lehnt schräg an einer Ecke.
- Auf den "Display Units" hängen die Bilder in unterschiedlichen Größen, meist ca. 60 X 60 cm, gemalt auf Holz. Durch wiederholtes Abkleben entstanden Strukturen, Gitter, Raster. Die Bilder haben als Farbe meist Schwarz plus eine Grundfarbe.
- Auf einem Brett ist ein Leporello mit Fotos aufgestellt, der unterschiedliche Fotografien zeigt: Manche als Polaroid, andere als Kopie oder Ausdruck (Quelle: Zeitschrift oder Buch) zum Thema Architektur (Bauhaus-Bilder mit Fenstern in Rastern und eine Bauanleitung für Kumiko und Sprossen = japanische Bauweise) und Präsentation von Malerei. Zwei der Abbildungen zeigen Werke der "Klassischen Moderne" auf einer Gitterstruktur präsentiert, die der von Aasan gleicht. Die "Display Units", "die selbst aber keinen Teil der Arbeiten darstellen", verwendet Aasan bereits seit 2005 (Beiblatt zur Ausstellung).